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19.07.2011·Zahnmedizin Das „Osteology Symposium 2011“ in Cannes

·Zahnmedizin

Das „Osteology Symposium 2011“ in Cannes

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „Zahnmedizin Report“, Berlin

| Das „Osteology Symposium 2011“ in Cannes zeigte sowohl die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse als auch praktische Richtlinien. Neben der Knochenregeneration stand das Weichgewebemanagement im Mittelpunkt. |

Native Kollagenmembranen mit Vorteilen

Die Knochenregeneration wird von einer wachsenden Zahl von Praktikern angewendet. Zunehmend bieten auch Implantathersteller Mittel zur Knochenregeneration an. Die Guided Bone Regeneration (GBR) ist eine erfolgreiche Behandlung bei Dehiszenzdefekten, aber auch bei ausgeheilten schmalen Kieferkämmen. Eine der am häufigsten auftretenden Komplikationen der GBR ist die Membranexposition. Im Falle einer Exposition ist die Heilung des Weichgewebes beeinträchtigt und das Risiko für Wundinfektionen und Knochenverlust steigt. Referenten berichteten, dass native Kollagenmembranen das Material der Wahl in der Knochenregeneration sind, da sie im Gegensatz zu quervernetzten Membranen eine komplikationslose Wundheilung ermöglichen.

Dreidimensionale Matrix: Vorläufige Studienergebnisse zeigen vielversprechende Ergebnisse

Christian Tudor et al. untersuchten in einer In-vivo-Studie die Anwendbarkeit einer bioabbaubaren Bovin-Kollagen-I/III-Membran (Mucograft) als ein Gingivasubstitut. Die vorläufigen Ergebnisse aus der laufenden Studie zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Regeneration keratinisierter Gingiva um Zähne und Implantate. Die Wissenschaftler erzielten mit dieser dreidimensionalen Matrix eine verbesserte Breite der keratinisierten Gingiva sowie eine gute Farbübereinstimmung mit dem umgebenden Gewebe. Bei der Rezessionsbehandlung um Zähne konnte die Kollagenmatrix in Verbindung mit einem koronalen Verschiebelappen einfach und schnell eingesetzt werden und reduzierte im Vergleich zu Bindegewebstransplantaten die Morbidität.

Wachstumsfaktoren in der parodontalen Regeneration

Regenerative Verfahren unter Verwendung von Knochenersatzmaterialien in Kombination mit Schmelzmatrixproteinen verbessern die Langzeitprognose für Zähne und Implantate. In der Zukunft könnten Wachstumsfaktoren wie hrPDGF und GDF-5 in der parodontalen Regeneration eingesetzt werden. David Kim et al. sehen in der Anwendung von Wachstumsfaktoren eine innovative Methode, die die Einheilung deutlich unterstützt. Und nach Meinung von Andrej Wojtowitz und Kollegen ist die Anwendung von hrPDGF effektiver als die Guided Bone Regeneration (GBR).

 

Vitamin D ist ein körpereigenes Hormon, das den Kalzium- und Phosphathaushalt im Körper reguliert. Zahlreiche Studien zeigten positive Wirkungen auf die Regeneration von Knochendefekten und auf die mechanische Stabilität von Knochengeweben. Kohortenstudien zeigen auch, dass in der älteren Bevölkerung ein latenter Vitamin-D-Mangel vorherrscht. Dies führt in Verbindung mit sinkendem Östrogenspiegel zu Risiken auch bei der Osseointegration von Implantaten. Gabriella Dvorak zeigte im Tierversuch, dass ein Mangel an Vitamin D zusammen mit den katabolischen Effekten des Östrogenmangels die Einheilung von Implantaten verzögert und gefährdet.

 

Praxishinweis |

Denken Sie bei der Implantatplanung auch an den Hormonstatus Ihrer Patienten und kontaktieren Sie den Hausarzt oder Gynäkologen Ihrer Patienten, um interdisziplinär eine eventuelle therapeutische Hormonsubstitution abzuklären!

Stahl- versus Keramikbohrer für die Implantation: Kaum Unterschiede in der Temperaturentwicklung

In einem prämierten Posterbeitrag stellten Natália Oliveira et al. ihre Untersuchungen zur Temperaturentwicklung bei Stahl- bzw. Keramikbohrern vor. Die Auswirkungen auf die Erwärmung des umgebenden Gewebes beim Bohrvorgang sind erstaunlicherweise gering, da die Wärme hauptsächlich über den Span abgeführt wird und nur zu 10 Prozent im Knochen verbleibt. Bei konstanter Irrigation mit leitungskaltem Wasser (21 °± 2 °C) und einer Umdrehungszahl von 800 rpm zeigten beide Bohrertypen bei Bohrtiefen von acht bzw. zehn Millimeter Temperaturanstiege von 1.0 und 2.2 °C bei Stahlbohrern und von 0.8 und 1.9 °C bei Keramikbohrern.

Etwas Spannung kann die Heilung unterstützen

Das Weichgewebemanagement ist in den letzten Jahren zu einem Schwerpunktthema in der regenerativen Zahnmedizin geworden. Chirurgische Techniken wie Lappenpräparation, Mikrochirurgie oder Weichgewebetransplantate liefern vielversprechende Ergebnisse. Je breiter die keratinisierte Mukosa ist, desto geringer ist der Knochenverlust und desto besser ist die Gesundheit des Gewebes um das Implantat. Sofern möglich sollte die keratinisierte Mukosa mindestens 2 mm breit sein, betonten Rino Burkhardt und andere Referenten. Bei der Augmentation von Weichgewebe sei eine angemessene Lappendicke wichtig, um eine gute Revaskularisation des Weichgewebetransplantats zu erzielen. Eine Ischämie durch die Wundnaht sollte vermieden und die Stabilität des Blutkoagulums sichergestellt werden. Eine gewisse Lappenspannung kann die Heilung unterstützen.

 

Praxistipp |

Im Rahmen der Osteology Research Session wurden von der Osteology Foundation geförderte präklinische und klinische Studien vorgestellt, die Antworten auf aktuelle wissenschaftliche Fragen in der regenerativen Zahnmedizin gaben. Alle Kongress-Abstracts finden Sie im Online-Bereich (www.iww.de) unter der Rubrik „Zahnmedizin“. Quellen: www.osteology-cannes.org, dentastic.ch, Zahnarzt 2011 (5)