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03.05.2011 |Zahnmedizin Konsensuskonferenz: Empfehlungen zum Einsatz kurzer und angulierter Implantate

03.05.2011 |Zahnmedizin

Konsensuskonferenz: Empfehlungen zum Einsatz kurzer und angulierter Implantate

Die 6. Europäische Konsensuskonferenz (EuCC) stellte unter der Federführung des Bundesverbandes der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) Anfang März in Köln ein Konsensuspapier vor, das als Leitfaden für den Umgang mit kurzen und angulierten Implantaten dienen soll. In die EuCC werden gleichermaßen Praktiker und Hochschulvertreter aus Deutschland und Europa berufen.  

 

Aufgrund der publizierten – retrospektiven – Erfahrungswerte über kurze und angulierte Implantate, die im Schnitt nicht älter als fünf Jahre sind, und wegen fehlender hoher Evidenz (Grad 3) ist der Goldstandard nach wie vor der Einsatz von Standardimplantaten im ggf. augmentierten Knochenlager, urteilten die Teilnehmer. 

Empfehlungen zu kurzen Implantaten

Kurze Implantate (Länge unter 8 mm) werden zunehmend als Therapiealternative zur aufwändigen chirurgisch-rekonstruktiven Implantattherapie bei begrenzter vertikaler Knochenhöhe diskutiert. Gegenüber der Verwendung von Standardimplantaten sind aufgrund biomechanischer Überlegungen – zum Beispiel Verhältnis Krone zu Implantat – ungünstigere Belastungsverhältnisse auf das Implantat und das Implantatlager zu erwarten. 

 

Das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei der Verwendung von kurzen Implantaten ist in Hinblick auf eine Praxisreife heute nicht eindeutig einschätzbar. Die vorliegenden Studien entsprechen der Evidenzklasse III. Es liegen keine randomisierten kontrollierten Studien oder andere systematische klinische Studien vor. Daher sollte im Rahmen der Indikationsstellung eine kritische Würdigung der Therapiealternativen (Knochenaufbau und mittlere oder lange Implantate) erfolgen. Krestaler Knochenverlust beeinflusst möglicherweise die Überlebensrate von kurzen Implantaten mehr als bei langen Implantaten. 

 

Die Einbeziehung von kurzen Implantaten sollte an bewährte chirurgische und implantatprothetische Therapiekonzepte gebunden sein. Langzeit-Nachsorge mit besonderem Augenmerk auf krestalen Knochenverlust ist unerlässlich. Die Länge der Implantate beeinflusst das Verhältnis von Kronenlänge zu Implantatlänge und muss bei implantatprothetischen Versorgungskonzepten berücksichtigt werden. Der Implantologe und der Prothetiker müssen angemessene Übung und klinische Erfahrung besitzen – so die Konsensuskonferenz in ihrem Papier.  

Empfehlungen zu angulierten Implantaten

Angulierte Implantate werden heute auch zunehmend als Therapiealternative zur aufwändigen chirurgisch-rekonstruktiven Implantattherapie bei begrenzter vertikaler Knochenhöhe diskutiert. Hierbei wird das Ziel verfolgt, mit der schrägen Implantateinbringung – an den gefährdeten Nachbarstrukturen vorbei (zum Beispiel Foramen mentale im Unterkiefer, Sinus maxillaris im Oberkiefer) – möglichst viel Knochenanteil zu nutzen und prothetische Abstützungsfläche durch divergierende Implantatachsen zu erreichen.  

 

Die 6. Europäische Konsensus-Konferenz (EuCC) gibt dazu folgende Empfehlungen: 

 

  • Angulierte Implantate sollen nur bei günstiger Knochenqualität – vorzugsweise besser als D3 – eingesetzt werden (anteriore Ober- und Unterkieferregion).
  • Angulierte Implantate sollen nur nach ausreichender dreidimensionaler Planung und unter 3D-Führung inseriert werden.
  • Größere Neigungswinkel der Implantate führen zu erhöhten Kräfteverhältnissen am Interface Implantat-Knochen sowie am Interface Implantat-Abutment. Deshalb sollen extreme Angulationen vermieden werden.
  • Die Implantate sollen nur in einer räumlichen Ebene zueinander anguliert sein, um die prothetische Versorgung zu erleichtern.
  • Einzelzahnersatz und Freiendbrücken auf angulierten Implantaten sollen vermieden werden, die primäre Verblockung ist anzustreben.
  • Der Implantologe und der Prothetiker müssen angemessene Übung und klinische Erfahrungen besitzen.

Weitere Leitfäden zu Fragen der Implantologie

Die Europäische Konsensuskonferenz (EuCC) unter Federführung des Bundesverbandes der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) hat neben einer Qualitäts-Leitlinie in den vergangenen Jahren auch die folgenden Leitfäden zu speziellen Fragen der Implantologie verfasst:  

 

  • Sofortversorgung und Sofortbelastung auf Implantaten (2006)
  • Keramik in der Implantologie (2007)
  • Periimplantitis: Prävention – Diagnostik – Therapie (2008)
  • Dreidimensionale Bildgebung in der Implantologie (2009)
  • Behandlungsfehler vermeiden – Komplikationen beherrschen (2010)
  • Kurze und angulierte Implantate (2011)

 

Diese Leitfäden sind auf der Webseite des BDIZ EDI (www.bdiz.de) auch online verfügbar.