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31.01.2012·Prothetik Aktuelle Studien und Praxishinweise zu Vollkeramik und Implantatprothetik

·Prothetik

Aktuelle Studien und Praxishinweise zu Vollkeramik und Implantatprothetik

| Die Insertion von Zahnimplantaten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, ebenso vollkeramische Versorgungen als implantatgetragene Suprastrukturen. Dabei sind implantatprothetische Planung, die Integration in Therapiekonzepte und das Festlegen geeigneter Werkstoffe und Techniken nicht weniger komplex als manche chirurgischen Eingriffe. 3D-Planungstechniken, CAD/CAM-Technologien, vollkeramische Suprastrukturen, funktionsorientierte Gestaltung sind die Hilfsmittel, um die klinischen Ansprüche zu realisieren. Einige Hinweise zu Erkenntnissen aus der praktischen Anwendung auf Basis eines Vortrags von Prof. Axel Zöllner von der Universität Witten-Herdecke haben wir in diesem Beitrag zusammengestellt. |

Arbeiten auf unsegmentierten Modellen hat sich bewährt

Zur Vorbereitung der prothetischen Aufbauten hat sich das Arbeiten auf unsegmentierten Modellen bewährt, die keine Toleranzen zulassen. Dadurch wird die Quote der approximalen und okklusalen Korrekturen auf ein Minimum reduziert. Erst im zweiten Schritt werden Einzelstümpfe für die Randgestaltung gefertigt. Prof. Axel Zöllner empfiehlt, Gingivamasken im direkten Verfahren herzustellen. Gerüste aus ZrO2-Keramik können nach dem Ausfräsen und vor dem Sinterbrand zur Unterstützung der Ästhetik farbinfiltriert werden. Die gesinterten Kronengerüste werden auf den Einzelstümpfen aufgepasst, die Ränder mit der wassergekühlten Laborturbine auslaufend reduziert und die Struktur auf dem Meistermodell kontrolliert.

Vorteile von individualisierten Abutments

Individualisierte Abutments bieten den Vorteil, dass mit ihnen das Emergenzprofil bereits an der Plattform des Implantats beginnend ausgeformt werden kann. Hierbei zeichnet sich ZrO2 durch eine geringe Plaqueakkumulation aus und leistet so einen Beitrag zur Gesunderhaltung des zirkulären Weichgewebes. Als Verdrehschutz bei der Einprobe des Abutments kann eine dünne Leiste aus PMMA aufpolymerisiert werden. Bei der Eingliederung ist eine Verletzung des Weichgewebes durch Kompression zu vermeiden. Die Passung der Kronen wird mit einem schwarzgefärbten Fit-Checker kontrolliert. Für die Verblendung werden die funktionellen Informationen des Langzeitprovisoriums herangezogen und Gingivalränder sowie Kontaktflächen bestimmt. Grundsätzlich sollten Verblendschichten höckerunterstützt sein.

Verblendungen auf implantatgetragenen Suprastrukturen

In einer Studie zeigten Verblendungen auf implantatgetragenen, vollkeramischen Suprastrukturen in 8 Prozent der nachuntersuchten Fälle (Einzelkronen) und bis zu 53 Prozent der Brücken Chippings in unterschiedlichen Ausprägungen (Güß 2011, Sailer 2007). Die Gründe für diese Komplikationen mögen sehr verschiedener Natur sein; trotzdem bietet dies Anlass, den Fertigungsprozess von verblendeten ZrO2-Restaurationen sorgfältig zu kontrollieren. Als Alternative können sich implantatgetragene Kronen aus Lithiumdisilikat (e.max®) qualifizieren, die monolithisch bzw. gerüstfrei ausgeschliffen oder gepresst werden und somit keine Verblendung benötigen.

 

Als Werkstoffe für Abutments und Kronen bevorzugt Zöllner im Seitenzahnbereich das individualisierte Titan-Abutment mit Emergenzprofil und das verblendete ZrO2-Kronengerüst. Hierbei kann die Verblendschicht dicker gewählt werden, um die Titaneigenfarbe zu maskieren. Wasserbasierte Befestigungszemente sind gegenüber polymerisierenden Kompositklebern zu bevorzugen, weil die Erstgenannten in schwer zugänglichen Bereichen leichter zu entfernen sind.

 

Sollte trotzdem der Kompositkleber bevorzugt werden, kann die periimplantäre Entzündung durch Zementreste dadurch vermieden werden, indem die Zementfuge in den Kontrollbereich des Prothetikers, also ca. 2 mm subgingival gelegt wird.

Implantatgetragene Einzelzahnkronen

Bei implantatgetragenen Einzelzahnkronen im Frontzahn- und Prämolarenbereich haben sich laut Zöllner ZrO2-Abutments mit gepressten Lithiumdisilikat-Kronen bewährt. Zahnfarbige Befestigungskomposite oder Monomer-Phosphat (Panavia®) unterstützen das Chroma der semitransparenten Keramik. Einfallendes Licht wird bis in den subgingivalen Bereich geleitet und fördert somit die „rote Weichgewebs-Ästhetik“.

Keramische Stege auf Implantaten

Bei keramischen Stegen auf Implantaten sind aus biologischer Sicht Abutments und Stege aus Oxidkeramik wünschenswert; Risiken enthalten jedoch Verschraubungen, die zwar einen offenen Zugang bieten, aber trotz Drehmomentjustierung Spannungen in der Keramik auslösen können. Bei einer komplikationslosen steggetragenen Suprastruktur mit vier Gliedern wurden vier Abutments aus ZrO2-Keramik mit dem endgültigen Drehmoment eingebracht und der ZrO2-Steg mit Selbstadhäsiv-Komposit (RelyX Unicem®) verklebt.

 

Weiterführende Hinweise

  • Quelle: A Zöllner: Implantatprothetische Fallvorstellungen – Diskussion erwünscht. Vortrag auf dem 11. Keramiksymposion der AG Keramik, Dresden, 26. November 2011
  • Unter www.ag-keramik.eu und dort in der Rubrik „Nachrichten 2012“ erhalten Sie einen ausführlichen Bericht zu den Ergebnissen des 11. Keramiksymposiums in Dresden unter dem Titel „Vollkeramik trifft Implantatprothetik“.